Bensheim ist Elfter bei Deutscher Meisterschaft!

Am 26. Dezember hieß es Abfahrt nach Osnabrück. Während anderswo ein weiterer Braten vernichtet wurde, versuchten wir unsere Gegner zu Brei zu verarbeiten. Soweit das halt möglich war, wenn man als Vorletzter(15.) gesetzt ist. Hmm. Stimmungstechnisch sah es trotzdem gut aus, da eine fünfstündige Autofahrt bei guter Musik die Kreativität und Konversation ankurbelt. Dann kamen wir im exquisiten Select Hotel in Osnabrück an. Dort erwarteten uns noble Doppelzimmer, vorzügliches Essen und ein freundliches Personal. (Anmerkung: Wir werden für die Werbung nicht bezahlt. Noch nicht! Falls dies jemand liest: wir wären auch bereit Geld anzunehmen). Der erste Abend beinhaltete die Eröffnungszeremonie. Die Organisatoren wirkten jedoch ernsthaft motiviert (Sie sind noch jung und werden bestimmt für die Zukunft lernen). Auch die anderen Grußworte waren erfrischend kurz gehalten, weshalb noch Zeit für Spiele und seriöse Vorbereitung blieb.

Am folgenden Morgen ging es mit dem ersten der sieben Spiele los. Die Berichterstattung wird sich dazu hauptsächlich auf die interessanten oder erfolgreichen Partien fokussieren, da der unerwünschte Rest sich einfach verdrängen lässt. Also gut:

Runde 1 gegen Kiel(viertgesetzt):

Wir spielten alle zum ersten Mal an Live-Brettern, was die Zuschauer von zuhause gut auf das Turnier einstimmte. Naja. Manuel(Brett 6) und Sebastian(5) verloren beide schnell, was bei Gegnern mit über 1895 keinen verwunderte. Yannik(2) geriet in eine komplizierte Stellung, bei der er es jedoch schaffte seinen Gegner zu überspielen und den ersten Punkt für uns zu holen. Frederic(3) gelangte zwar durch eine ungenaue Eröffnung des Gegners in eine komfortable Stellung, war danach jedoch zu zaghaft und stellte die Partie später auch noch ein. Florian(4) kämpfte lange Zeit gut mit, doch nach und nach wurde die Stellung und eigene Bedenkzeit immer ungünstiger... Phil(1) spielte ein souveränes Spiel, musste am Ende aber doch in ein Remis einlenken.
Endstand: ein zu erwartendes 1.5 - 4.5

Runde 2 gegen Biberach:

Nur Kaiser und Thomsen glänzen.
Endstand: ein ernüchterndes 2 - 4

Am Abend fand ein Blitzturnier statt. Dort gingen wir zu fünft und erwarteten, wie beim hessischen ZL, ein volles Haus. Allerdings waren nur 12! (Mit dem Ausrufezeichen ist nicht Fakultät, sondern Unverständnis gemeint) Teilnehmer anwesend. Trotz der gemütlichen Atmosphäre konnte hier keiner von uns glänzen. Wir haben trotzdem Chessbase-CDs als Teilnehmerurkunde bekommen (Bundesjugendspiele rufen Nostalgie hervor).

Runde 3 gegen Saalfeld:

Nun kamen die uns bekannten Saalfelder, die wir bereits bei der Mitteldeutschen besiegt hatten. Zudem waren sie als einziges Team hinter uns gesetzt, wodurch wir uns endlich den ersten Sieg ausmalten. Florian konnte sein unermüdliches Angriffsarsenal ausschöpfen und überzeugend gewinnen. Phil spielte anfangs ungenau und musste um das Remis kämpfen, was ihm letztendlich aber gelang. Yannik hatte eine Stellung, konnte dann aber das Endspiel gewinnen. Freddy gelangte aus komplizierter Position in ein gutes Endspiel. Hier fehlte aber der entscheidende Durchbruch und so musste in die Punkteteilung eingewilligt werden.
Endstand: ein trauriges 3 - 3

Runde 4 gegen Halver-Schalksmühle:

Manuel schaffte es mit seinem schnellen Spielstil (Denk doch länger nach, mein Jung') seinen scharfsinnigen Widersacher mit den schwarzen Steinen schlagkräftig zu strafen und den Sieg sicherzustellen. Florian gab seine Partie schnell remis. Laut eigenen Aussagen war nichts möglich in der Stellung, seine Teamkollegen widersprechen dem Schieber jedoch an dieser Stelle. Phil am ersten Brett spielte nicht so sicher wie gewohnt und musste sich dem Angriff des Kontrahenten geschlagen geben. Freddy konnte hingegen froh sein, ein Unentschieden gerettet zu haben. Nun war Yannik zum Gewinnen verdammt. Zunächst passierte ihm folgender Ausrutscher, der glücklicherweise nicht bestraft wurde.

Dann gab er in einer für ihn positiven Stellung ein Remisgebot ab, wofür ihm die gesamte Mannschaft dankbar war, leider war es die gegnerische.
Endstand ein frustrierendes 2.5 - 3.5

 

Dieser Abend brachte noch ein Tandemturnier mit sich. Auch hier waren sich viele andere Teilnehmer zu fein zum Mitspielen. Wir schickten die zwei Teams: "Epic Royal Gambit Royal" und "Ein Team, dass kein Team ist" ins Rennen. Voll durchstarten war leider auch hier nicht möglich. Fairnesshalber muss aber erwähnt werden, dass der Teamname "easy win" mit dem damit verbundenen Durchmarsch auch nach Betrugsfall klingt. Der Zwischenstand mit 1-7 Punkten war zwar nicht schön, doch wir besaßen eine gute Moral und ließen den Kopf nicht hängen (Auch die Tatsache, dass das Bewegen des Kopfes während einer entspannten Liegeposition anstrengend ist, kann einen Einfluss gehabt haben). Unser Kampfgeist war weiterhin nicht gebrochen, was sich bei der Auslosung der nächsten Paarung kaum änderte:

Runde 5 gegen Lambsheim:

Trommelwirbel. Da waren sie, die Gewinner der Mitteldeutschen Meisterschaft. Gegen die wir nicht spielen konnten. Nun war die Zeit gekommen. Hoffentlich war es die unsere. Auf ins Getümmel: Sebastian verlor leider schnell taktisch eine Figur. Manuel ging mit Turm gegen zwei Springer in ein Endspiel. Hier waren die gegnerischen Figuren jedoch besser koordiniert und wir gingen mit 0-2 in Rückstand. Florian versuchte seinen aggressiven Angriffsstil zu etablieren, doch dem Gegner gelang es eine Blockade zu bauen und trotz peinlicher Passivität ein Remis zu retten. Der Druck auf die restlichen drei Spieler war folglich gegeben. Phil spielte eine souveräne Partie und zeigte im Endspiel die nötige Technik.


Yannik gelangte in einer wilden Partie in ein besseres Endspiel. Hier fand er die richtige Fortsetzung.
(Was ist hier der Gewinnplan für Schwarz?)

und blieb auch nach vielen Schachs des Gegners (beide hatten sich eine neue Dame geholt) cool und erzielte den Ausgleich 2.5-2.5. Freddy startete mit symmetrischer Stellung nach 13 Zügen, fand aber eine Möglichkeit die Stellung des Gegners zu durchlöchern. Dieser schaffte es aber trotz Zeitnot vor dem 40. Zug das Schlimmste zu verhindern und es ging ins Endspiel mit zwei Türmen + Springer + Mehrbauer. Die Partie zog sich und wurde die insgesamt letzte der Runde. Freddy blieb am Drücker und sein Gegner verlor bis zum 86. Zug die Stellung, die Nerven, die Zeit und die Partie. Wir hatten gewonnen! Hussa! Unser Platz in Mitteldeutschland war sichergestellt und die Tabellensituation verbessert.
Endstand: ein erleichterndes 3.5 - 2.5

 

Runde 6 gegen SK König Plauen:

Die sechste Runde brachte uns die Sachsen, die als einzige Teilnehmer neben uns noch den Analyseraum abends zum Spielen und gemütlichen Sitzen nutzten (Grüße gehen raus). Die anderen Teams bereiteten sich vermutlich den ganzen Abend vor oder waren langweilig, so unsere dreiste Hypothese. Naja ab geht's in die Runde. Manuel schafft ein Remis. Phil schiebt seine Partie. Yannik ist dem Gegner taktisch überlegen und gewinnt sein Endspiel mit vier Mehrbauern. Freddy ist dem Gegner taktisch unterlegen und verliert. Jetzt muss Florian zu gewinnen. Und er gibt sein Bestes: Aus leicht schlechterer Stellung wird alles auf den Königsflügel geworfen. Der Druck auf den Gegner mit Zeitnot und bedrohlichem Blick Florians wächst. Es kommt was kommen muss: Die Mattkeule schlägt zu! Wir halten das Unentschieden.
Endstand: ein zufriedenstellendes 3 - 3

Runde 7 gegen Hoyerswerda:

Die Kurzfassung: Florians Gegner stellt ne Figur ein. Phil gewinnt auch. Freddy gibt nach komischem Opfer des Gegners remis. Yannik gewinnt eine dubiose Partie. Und keiner spielt mehr als 30 Züge. Dieser Sieg kam doch recht plötzlich und unerwartet, aber nun gut. Endstand: ein erfrischendes 3.5 - 2.5 Nach unserer furiosen Aufholjagd hatten wir es irgendwie geschafft mit 6-8 Mannschaftspunkten dazustehen, was den elften Platz bedeutete. Not bad. Gewonnen hat übrigens Porz vor Magdeburg und Kiel. Alle anderen Teams brachten auch ordentlich DWZ mit, wodurch unsere Auswertung ganz hübsch aussah: Florian und Phil machen leicht Plus. Freddy knackt die 1900! Yannik knackt die 2100! Sebastian erhält mit mächtigem Gegnerschnitt und Auswertung der Mitteldeutschen seine erste DWZ von über 1200! Manuel macht +60 und knackt die 1200! Jawollo! Nachdem unsere Partien vorbei waren, saßen wir häufig im Analyseraum und plötzlich BANG! haben wir Karten gespielt. Dank des famos freudigen Spielverlaufs, verbunden mit der Fähigkeit feindlichen Frechdachsen Fersengeld zu verpassen, fanden wir uns Feierabends oft für das facettenreiche Wilde-Western-Spiel mit Fehlschüssen, Fässern und Verteidigern des Friedens zusammen. Selbstverständlich wurde ebenfalls häufig geblitzt, getandemt bzw. getridemt. Auch der wissenschaftliche Aspekt des Schachs wurde trainiert und so haben wir folgende Stellung kreiert: Hier sind alle 26 möglichen Züge von Weiß Matt. Derjenige, der eine Stellung mit mehr Zügen findet, bekommt von Yannik einen Witz erzählt.

Dieses Jahr war ganz gut. Aber wir sind alle jung, motiviert uuund nächstes Jahr alle noch U20! Yay! Wir werden also nochmal mitspielen! Bis dahin sind Phil und Yannik FMs und Sebastian gewinnt Turmendspiele gegen Torsten. Freddy hat herausgefunden, dass Bauern vorwärts ziehen können, Florian kennt die Schachtheorie jetzt besser als die Känguru-Chroniken und Manuel holt die Juniorenweltmeisterschaft. Mit einem solchen Team steht einem guten Abschneiden nichts im Wege. RAWR!!!

 

Bis irgendwann
Eure Lieblingsberichterstatter