
Vor wenigen Tagen fand die Jahreshauptversammlung der Schachgesellschaft Bensheim statt. Der bisherige Vorstand wurde entlastet. Bei den Neuwahlen stellten sich alle bisherigen Mitglieder, außer Konstantin Meister aus beruflichen Gründen, zur Wiederwahl. Als neuer Schriftführer kandidierte Steffen Jakob. Alle Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt.
Wir haben mit dem Vereinsvorsitzenden Torsten Warnk ein Gespräch geführt.
Hey Torsten oder gibt es eine spezielle Begrüßung unter Schachspielern?
Nicht das ich wüsste, einfach „Hallo“
Das Jahr 2024/2025 ist ja sehr gut für die Schachgesellschaft gelaufen. Mitgliederzuwachs, alle drei Mannschaften haben jeweils den dritten Platz in Ihrer Liga erspielt. Was will man mehr?
So uneingeschränkt positiv sehe ich das nicht. Die neuen Mitglieder und die vielen Jugendlichen sind sehr erfreulich. Auch die Aktion mit den Vereinsshirts war im letzten Jahr ein Highlight. Die Durchführung der Hessenmeisterschaften im Blitz und Schnellschach war ein Kraftakt, tat aber den Vereinsfinanzen gut.
Sportlich sehe ich das aber nicht so positiv. Bei der ersten Mannschaft kann man zufrieden sein. Ein 3. Platz in diesem engen Feld ist positiv.
Das Abschneiden der Zweiten ist aber eine große Enttäuschung, zu der ich mit meinen Leistungen leider auch beigetragen habe. Auch das die Mannschaft selten komplett spielte war eine Ursache gerade in den beiden entscheidenden Spielen. Bei der Dritten muss man zufrieden sein, da man viel Ersatz an die Zweite abgeben musste.
Wo siehst du aktuell die größte Herausforderung für die Schachgesellschaft?
Wir haben das Problem, das viele Schachvereine derzeit haben. Viele Mitglieder sind 55+ und stammen aus dem Schachboom der 70er+80er Jahre nach dem Wettkampf Fischer-Spassky einerseits und den geburtenstarken Jahrgängen andererseits. Jetzt sind überall viele junge Spieler unter 25. Aber dazwischen klafft eine große Mitte mit recht wenigen Mitgliedern. Zum größten Teil ist das normal, da in dieser Lebensphase Beruf und Familie die Hauptrolle einnehmen. Da man Schach lebenslang wettbewerbsmäßig spielen kann bilden die „Alten“ jetzt eine große Gruppe. Das müssen wir möglichst nutzen und einige davon einbinden (Die Alten haben z.B. Zeit in die Schulen zu gehen). Meldet euch !!
Bei den ganz Jungen ist es wichtig, dass wir Sie zum echten Turnierschach bringen und Sie ihre Spielstärke kontinuierlich steigern. Statistiken zeigen, dass nur Spieler mit einer DWZ > 1400 dem Schach dauerhaft erhalten bleiben. Da hilft nur dauerhafte gute Jugendarbeit und Turnierteilnahmen. Nicht einfach, aber wir haben das immer wieder geschafft und ich bin da relativ optimistisch. Bei anderen Vereinen ohne Jugendarbeit sieht es viel schlechter aus.
Schach ist so populär wie noch nie, selbst Fußball-Nationalspieler berichten ständig, mit welchem Elan sie Schach spielen. Kommt dieser Boom bei Euch uns an?
Ja, durchaus. Wir haben seit Corona einige ältere Mitglieder gewonnen, die entweder neu angefangen haben oder nach längerer Pause wieder neu starten. Bei den Jugendlichen und Kindern boomt es auch.
Auch der Bezirk hat einen neuen Mitgliederrekord seit zumindest 20 Jahren.
Eine persönliche Frage zum Schluss. Was war Dein kuriosestes Schacherlebnis?
Da gibt es bestimmt vieles, was ich vergessen habe.
Einmal durfte ich beim Chess Classic in Mainz in der 4.Runde gegen Michael Adams spielen (damals die Nummer 6 der Weltrangliste). Das kuriose war, dass ich zu ihm runtergelost wurde, da ich mehr Punkte als er hatte. An den Nachbarbrettern nur GMs und IMs.
Chancen hatte ich natürlich keine.
Lustig waren auch die legendären Bermuda Partys bei den Schacholympiaden in Calvia (2004) und Dresden (2008). Ganz schön viel ELO auf dem Dancefloor.
Danke für die offenen Worte und die Zeit für das Interview. Viel Erfolg der Schachgesellschaft und Dir für das kommende Jahr.